Im Porträt
Gesichter unserer Gemeinde
Konrad Opitz
Sie sind seit dem 1.10.2017 als Gemeindepädagoge in unserer Gemeinde angestellt. Mit welchen Erwartungen kommen Sie nach Kreuzberg-Mitte?
Ich bin sehr gespannt auf die verschiedenen Menschen, mit denen ich in meiner Arbeit zu tun haben werde, und freue mich auf eine vielfältige Tätigkeit. Ich freue mich darauf, bewährte Angebote in der Jugendarbeit und der Arbeit mit Kindern fortzuführen, aber auch neue Ideen einzubringen. So würde ich z. B. gerne ein kleines theaterpädagogisches Projekt durchführen.
Was hat Sie bewogen, Gemeindepädagoge zu werden?
Mit etwa 16 Jahren bin ich in die junge Gemeinde in meiner Heimatstadt Eberswalde gegangen und habe dort Menschen aus unterschiedlichen Milieus kennengelernt. Wir waren alle sehr verschieden, und es hat mich schon damals fasziniert, wie gut wir uns gegenseitig bereichert haben – sei es nun bei der Planung von Jugendgottesdiensten oder bei erlebnispädagogischen Aktivitäten wie mehrtägigen Kanu- und Wandertouren. Ich habe mit 21 Jahren gewusst, dass ich Gemeindepädagoge werden möchte, weil dieser Beruf mir ermöglicht, mich entsprechend meinen Fähigkeiten für andere Menschen einzusetzen und ihnen eine Beheimatung in der Gemeinde anzubieten. Das geht nur, wenn Menschen sich angenommen und verstanden fühlen. Ein Bild, das mich schon seit meiner Jugendzeit begleitet hat, ist die Vorstellung der Gemeinde, dass sie ein Leib mit vielen Gliedern ist und jeder Teil dieses Leibes unterschiedliche Funktionen hat, um die Gemeinschaft in Christi aufzubauen und zu stabilisieren.
Sie sind Mitglied in einem Mittelalterverein. Um was genau geht es da?
Kurzgefasst: um die historisch korrekte Darstellung des Söldner- und Lagerlebens in der Zeit des ausgehenden Mittelalters im historischen Zeitabschnitt von 1410 bis 1450 n. Chr. Wir stellen deutsche Landsknechte dar, wie sie in der Schlacht bei Tannenberg (in Grunwald, Polen) um 1410 vom Deutschen Orden angeworben wurden um das Ordensland gegen ein Militärbündnis zwischen dem Königreich Polen und dem Großherzogtum Litauen zu verteidigen.
Was sind das für Aktivitäten?
Als historischer Mittelalterverein werden wir in den Sommerhalbjahren von verschiedenen Veranstaltern von Mittelalterfesten engagiert um historische Schaukämpfe vorzuführen und mittelalterliches Lagerleben darzustellen. Dabei sind wir oft deutschlandweit unterwegs – aber auch in Polen, Holland oder Frankreich.
Wie schwer ist so eine Ritterrüstung, und wie kommt man da rein und raus? Kämpft man mit echten Waffen?
Eine Vollrüstung wiegt zwischen 30 und 50 kg, das ist typenabhängig. Wir tragen in unserem Verein Brigantinen (Lederrüstungen, d. Red.), Plattenpanzer und Visierhelme aus Eisen. Ohne fremde Hilfe kommt man da nicht alleine rein. Lediglich das Kettenhemd kann man sich ohne fremde Hilfe anziehen. Unsere Schaukampfwaffen sind zwar stumpf, aber aus Metall und entsprechenden Waffentypen, wie sie in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts gebräuchlich waren. Dazu zählen Streitäxte, Schwerter, Schilde, Hakenbüchsen - natürlich nur mit Platzpatronen - und diverse Langwaffen. Pferde gibt es bei uns nicht. Landsknechte kämpften stets zu Fuß und wurden von den Fürsten oft gezielt gegen Reiter eingesetzt, da sie hervorragende Speerkämpfer waren, die effektiv gegen Reiter kämpfen konnten.
Sie haben Ihre Abschlussarbeit über alternative, zukunftsfähige Konzepte in der Konfirmandenarbeit geschrieben. Wenn Sie kurz zusammenfassen: worum ging es?
Ich habe verschiedene, bestehende Konzepte der Konfirmandenarbeit aus den evangelischen Landeskirchen in Deutschland, nach verschiedenen Inhaltsapekten wie Lebensweltbezug biblischer Themen zur Lebenswirklichkeit Jugendlicher und Gegenwartsbezug untersucht und aus religions- und entwicklungspsychologischer sowie soziologischer Perspektive in Hinblick auf Kinder- und Jugendliche begutachtet. Ziel der Arbeit war es, eine Empfehlung zu geben, wie bestehende gegenwärtige Konzepte der Konfirmandenarbeit optimiert werden können um Jugendliche in der jeweiligen Kirchengemeinde zumindest vorübergehend besser zu beheimaten.
Zu welchem Ergebnis sind Sie gekommen?
Letztendlich kam ich zu dem Ergebnis, dass sogenannte zweiphasige Modelle der Konfirmandenarbeit (Hoyaer Modell, Bremer Modell) besonders für Jugendliche geeignet sind. In der zweiphasigen Konfirmandenarbeit wird die Konfirmandenzeit in Vorkonfirmandenzeit und Hauptkonfirmandenzeit aufgeteilt. Die Vorkonfirmandenzeit findet in der 3. oder 4. Klasse statt, wenn die Kinder 9 bis 10 Jahre alt sind. Abgeschlossen wird die Vorkonfirmandenzeit mit einem besonderen Familiengottesdienst. Die Hauptkonfirmandenzeit findet in der 8. Klasse statt, wenn die Jugendlichen 14 Jahre alt sind und wird mit der traditionellen Konfirmation abgeschlossen. Ich habe festgestellt, dass bei erfolgreicher Umsetzung eines zweiphasigen Modells tendenziell mehr Jugendliche in der Gemeinde erreicht und beheimatet werden könnten, als mit dem klassischen, wöchentlichen Konfirmandenunterricht in anderthalb bis zwei Schuljahren während der 7. und 8. Klasse. Zweiphasige Modelle ermöglichen, dass die Kinder und Jugendlichen mit Kopf, Herz und Verstand Themeninhalte vermittelt bekommen - orientiert an ihrem entsprechenden psychologischen Entwicklungsstand und gezielt kombiniert mit erlebnispädagogischen und gruppenbildenden Lernangeboten.
Sie sind in einem Forsthaus in Eberswalde aufgewachsen. Vermissen Sie die Natur?
Ich bin ein sehr großer Naturfreund und suche in meiner Freizeit gerne und oft die Natur auf und bin froh, dass selbst die Großstadt Berlin so viele grüne Ecken zu bieten hat. Ich gehöre ja noch zu der Generation, die während ihrer Kindheit mit der Natur aufgewachsen ist und mehr Spaß daran hatte, in Wäldern und Wiesen zu spielen als in virtuellen Welten vor dem Computer oder dem Smartphone zu versumpfen. So ist es mir auch in meiner gemeindepädagogischen Arbeit wichtig, mit digitalen Massenmedien, aufgewachsenen Kindern und Jugendlichen die Wunder der Schöpfung in der Natur nahe zu bringen und ihnen zu vermitteln, dass die Natur mit Respekt, Demut und Dankbarkeit behandelt werden sollte. Die Anweisungen Gottes, dass der Mensch die Erde bebauen und bewahren sind für mich ein Teil und Ziel meiner Lebenseinstellung.