15/06/2021 0 Kommentare
Wer geht heute Pilgern?
Wer geht heute Pilgern?
# Wissenswertes
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Wer geht heute Pilgern?
Das Pilgern ist und bleibt ein Trend. Viele hatten ja vermutet, dass plötzlich gesteigerte Interesse flaue bald wieder ab. Aber dem ist nicht so. Spanien verzeichnete im Jahre 2019 nahezu 327.300 Menschen auf seinen Jakobuswegen. Dann kam die Corona-Pandemie, auch über den europäischen Kulturweg.
Für das Heilige Jahr 2021 erwartete man bereits eine halbe Million Pilger:innen. Damit es unter den gegenwärtigen äußeren Bedingungen nicht zu eng wird, hat Papst Franziskus das Heilige Jahr bis 2022 verlängert.
Auch in Berlin wird neuerdings wieder mehr gepilgert:
Seit dem 5. September 2020 gibt es einen Pilgerweg in Spandau. Dieser Weg verbindet 24 evangelische Kirchen und zwei katholische Kirchen des Bezirks miteinander. Der knapp 75km lange Weg ist in drei Rundwege – STADT, LAND, FLUSS – unterteilt, mit einer jeweiligen Strecke zwischen 21 und 30 Kilometern.
Mehr Infos unter https://spandau-evangelisch.de/pilgern
Und was sind das nun für Pilgertypen die heute unterwegs sind? Gerade die Pilger:innen auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela sind ein beliebter Forschungsgegenstand von Soziologen, Kulturgeographinnen, Religionswissenschaftlern und Medizinerinnen.
Die Soziologen Heiser & Kurrat betrachten zum Beispiel die biographischen Anlässe für eine Pilgerschaft. Sie unter-scheiden fünf Typen:
Der Typ 1 – die biographische Bilanzierung:
Menschen in ihrer letzten Lebensphase umfassen diesen Typus. Sie halten Rückschau auf ihr Leben und ziehen eine Bilanz. Sie wollen für sich klären, wofür sie um Vergebung zu bitten haben. Vielleicht verstehen sie die Anstrengungen des Weges als Buße oder Umkehr. Das wertvolle in ihrem Leben wollen sie als Vermächtnis an ihre Nachkommen weitergeben. Ihr sozialer Bezugspunkt ist eher in der eigenen Familie zu suchen.
Der Typ 2 – die biographische Krise:
Eine Krankheit, eine Scheidung, der Verlust der Arbeit oder der Tod eines Angehörigen ist der Anlass, sich auf einen Pilgerweg zu begeben. Diese recht häufig anzutreffen-den Pilger:innen brauchen Zeit und Ruhe. Sie wollen das Erlebte verarbeiten und sich langsam wieder dem Leben zuwenden. Sie suchen in der Heilung von Körper und Seele ihr Ziel. Sie sind offen für den Austausch mit anderen, die ähnliches erlebt haben.
Die Beschreibung dieser Pilger Typen (insgesamt 5) ist hilfreich, die eigene Motivation für eine Pilgerwanderung zu klären: Welchem Typus komme ich am nächsten? Wer ist mir besonders fern? Darüber hinaus gibt es auch andere Betrachtungsweisen, wie z.B. aus touristischer Sicht: Spirituelle Pilger, religiöse Pilger, Sportpilger, Abenteurerpilger und Urlaubspilger.
Was die Menschen vereint, ist ihre Leidenschaft fürs Pilgern. Und das nahezu unabhängig von Herkunft, Bildung, Besitz, Geschlecht, Alter, Nähe und Distanz zur Kirche.
Daran orientieren sich die Pilgerformate des Pilger-Zentrums an St. Jacobi.
Referent:
Thomas N.H. Knoll Pilger-Prädikant für die Gemeinde der Pilgernden & Qualifizierter Pilger-Begleiter
E-Mail: t.knoll@kgkm.de
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