Ein neuer Gottesdienst für Kreuzberg - ab Pfingsten 2025
Nachdem die Überlegungen, nur noch einen zentralen Gottesdienst am Sonntagvormittag zu feiern, Fahrt aufgenommen hatten, beauftragte der Gemeindekirchenrat das Verkündigungsteam (bestehend aus den Kantoren und den Pfarrer:innen), nicht nur eine neue Liturgie zu entwerfen, sondern daneben auch zu prüfen, ob und wie die Emmauskirche für dieses gemeinsame Projekt geeignet sei. Herausforderungen gab es dabei auf beiden Seiten. Zum einen mussten wir unterschiedliche liturgische Traditionen vereinen, diese theologisch neu hinterfragen und dabei auch Kompromisse machen – jeder von uns. Es hat sich gezeigt, dass es zu bestimmten Themen, Ritualen und Traditionen mehr Klärungsbedarf gibt, als erwartet. Das betraf zum Beispiel die Frage nach dem Aufstehen bei der Evangeliumslesung. Manche sitzen lieber, manche stehen – aus theologischen Gründen, aus Tradition oder einfach nur aus Gewohnheit. Bereits an dieser Frage, die für manche als ganz beiläufig empfunden wird, haben wir uns ganz schön die Zähne ausgebissen und uns am Ende für eine offene Lösung entschieden: in evangelischer Freiheit darf jede:r selbst entscheiden, ob er oder sie bei der Lesung des Evangeliums steht oder sitzt.
Ihr könnt es also vielleicht erahnen: Es war kein leichter Prozess. Und doch haben wir letztlich, so glauben wir, eine gute Lösung gefunden, eine traditionelle aber vielfältige Liturgie, bei der alle ein paar Abstriche machen müssen, aber auch alle etwas von ihren gewohnten Traditionen wiederfinden können.
Wir haben uns einen zeitlichen Rahmen gesetzt, um das neue Konzept zu erproben. In knapp einem Jahr werten wir aus, was wir erfahren haben. Ob der Gottesdienstablauf stimmig ist, wie wir uns in den gewählten liturgischen Gewändern fühlen, wie die Stimmung ist, die Atmosphäre im Kirchraum, ob an ihm noch was getan werden muss oder ob diese Kirche wirklich am besten für diesen Gottesdienst geeignet ist. Wir werten aus, was gut gelaufen ist und was wir eventuell noch brauchen, um als Gemeinde zukünftig am Sonntagvormittag an diesem einen Standort zusammenzukommen.
1. Der zentrale Gottesdienst am Sonntag-Vormittag
1.1 Der Rahmen
Der Gottesdienst am Sonntagvormittag beginnt um 11 Uhr.
Der Gottesdienst hat die Bedürfnisse aller Generationen im Blick, besonders der Kinder.
Parallel zum Gottesdienst gibt es das Angebot eines Kindergottesdienstes: Die Kinder gehen mit der verantwortlichen Person nach der Begrüßung in den Gemeindesaal und kehren zum Abendmahl/ Segen in die Kirche zurück.
Nach jedem Gottesdienst gibt es ein Kirchencafé im Foyer/ Café.
Im Rahmen des Kirchencafés gibt es einen Tisch, an dem ein Gottesdienst-Nachgespräch mit der leitenden Pfarrperson stattfinden kann.
Es gibt ein Begrüßungsteam am Eingang („Kirchdienst“).
Der Gemeindekirchenrat stellt sicher, dass es einen verlässlichen Kirchdienst gibt.
Neben dem Seiteneingang wird das Hauptportal geöffnet. Die Pflanzen werden beseitigt, die Glasscheiben gereinigt und von Plakaten befreit, und der Eine-Welt-Laden wird reorganisiert/ verkleinert.
1.2 Kirchenmusik
Für jeden Gottesdienst wird es Liedblätter mit dem liturgischen Ablauf zum jeweiligen Sonntag geben. Wird das Gemeindebüro zum Druck gebraucht, muss die Datei spätestens am Donnerstagvormittag vorliegen.
Im Ablauf ist Platz für kurze Erklärungen zur Liturgie.
Als Backup gibt es in der Kirche einen Grundstock an Büchern: Evangelisches Gesangbuch (Ausgabe Bayern/Thüringen), EG.E Ergänzungsheft, Liederbuch Zwischen Himmel und Erde. (Jeweils 120 Exemplare).
1.3 Ablauf (Grundform im Anhang):
I. Ankommen:
Der Gottesdienst beginnt mit dem Glockenläuten und der Musik zum Eingang.
Ob darauf zuerst das Eingangslied folgt oder das Votum mit Begrüßung oder andersherum ist dem jeweiligen Gottesdienst-Team überlassen.
Nach Votum und Begrüßung gehen die Kinder zum Kindergottesdienst und kehren zum Abendmahl/Segen wieder zurück.
Das Gottesdienst-Team ist frei in der Wahl des Kyrie und Gloria. Es können auch ein Kyrie- und ein Gloria-Lied gesungen werden, z. B. Meine engen Grenzen (Kyrie) oder Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt (Gloria) oder ein anderes Kyrie/ Gloria.
Die Kantoren schlagen vor, dass das Tagesgebet gesungen wird und die Gemeinde darauf mit dem gesungenen Amen antwortet. Wird das Tagesgebet gesprochen, antwortet die Gemeinde mit dem gesprochenen Amen.
II. Hören:
Lesung: Die erste Lesung kann aus dem Alten Testament (Schriftlesung) oder aus den Briefen, Apostelgeschichte, Offenbarung (Epistel) gewählt werden. Stammt der Predigttext nicht aus den Evangelien, wird der Predigttext als erste Lesung vorgetragen.
Den Psalm betet die Gemeinde als Antwort (Responsorium) auf die erste Lesung. Zur Form stehen drei Varianten zur Wahl: 1. Im Wechsel gesungener Psalm zwischen Kantor:in und Gemeinde mit Antiphon. 2. Im Wechsel gesprochener Psalm zwischen zB. rechte und linke Gemeinde-Hälfte. 3. Psalmlied als Gemeindegesang.
Das Halleluja ist die Hinführung zum Evangelium. Das Halleluja entfällt in der Advents-, Vor-Passionszeit und Passionszeit.
Evangelium: Ist der Predigttext ein Abschnitt aus einem Evangelium, das nicht das Evangelium des Sonntags ist, kann dieser Predigttext als Evangelium gelesen werden.
Nach der Predigt singt die Gemeinde ein Lied oder erklingt Musik. Im letzten Fall kann die Gemeinde auch ein Lied nach den Abkündigungen singen.
Fürbittengebet als Kerzengebet: Im Rahmen des Fürbittengebetes gibt es die Möglichkeit für Gottesdienstbesucher:innen, persönliche Anliegen vor Gott zu bringen und eine Kerze zu entzünden. Die einzelnen Bitten können mit einem Fürbittruf der Gemeinde bekräftigt werden.
III. Zeit der Gemeinschaft:
Die Liturg:innen sind in der Gestaltung der Abendmahlsliturgie frei. Die Gemeinde muss dem Abendmahl durch den Ablauf folgen können.
Als Agnus Dei wird der Gesang „Christus, Antlitz Gottes“ (S. Kayser, I. Schmitz-Jeromin, J. Arnold) eingeführt.
IV. Weitergehen:
Das Lied nach dem Abendmahl/ Segenslied und das Dankgebet können in der Reihenfolge umgestellt werden.
Segen: Die Kantoren schlagen vor, dass der/ die Liturg:in den Segen singt. Die Gemeinde beschließt den gesungenen Segen mit dem gesungenen Amen (dreimal Amen).
1.4 Haltungen im Gottesdienst
Es gibt verschiedene Traditionen/ Erfahrungen in der Gemeinde zum Stehen beim Halleluja und bei der Evangeliums-Lesung. („Der Vortrag des Evangeliums ist von alters her ein Höhepunkt im christlichen Gottesdienst, bei dem sich die Gemeinde froh erhebt und den in seinem Evangelium zu ihr kommenden Christus begrüßt“ - aus: „Der Gottesdienst - eine Orientierungshilfe zu Verständnis und Praxis des Gottesdienstes in der Evangelischen Kirche“, Rat der EKD, Gütersloh 2009) Für die Zeit der Erprobung werden die Gottesdienstbesucher:innen ermutigt, die liturgische Haltung einzunehmen, die für sie stimmig ist, in evangelischer Freiheit und Kreuzberger Offenheit. Die Einladung, das auszuprobieren, wird im Ablauf kurz beschrieben.
Die Gemeinde steht zum Abendmahl, Vaterunser und Segen.
1.5 Brot/ Wein
Es werden glutenfreie Oblaten verwendet.
Es gibt zwei Gießkelche: Für Wein und Traubensaft.
1.6 Gewänder
Das Pfarrteam trägt bei Gottesdiensten mit Abendmahl und/oder Taufe die weiße Albe mit Stola. Bei Wortgottesdiensten ohne Taufe und/oder Abendmahl kann der schwarze Talar getragen werden.
1.7 Familienfreundlichkeit
Der Kindergottesdienst findet im Gemeindesaal statt. Die Kinder beginnen den Gottesdienst um 11 Uhr mit den Erwachsenen in der Kirche und gehen im Rahmen des Eingangsteils in den Gemeindesaal. Sie kehren zur Feier des Abendmahls in den Kirchsaal zurück bzw. zum Segen, wenn kein Abendmahl gefeiert wird.
Für Eltern mit Kindern, die nicht den Kindergottesdienst besuchen, gibt es in der Kirche einen Bereich mit Teppich, Bilderbüchern usw. zur Betreuung von Kindern während des Gottesdienstes.
1.8 Kirchdienst und Ehrenamtsteam für die Begrüßung und für das Kirchcafé
Der GKR trägt die Verantwortung für die Organisation des Kirchdienstes.
Ein Ehrenamts-Team ermöglicht die Zeit der Gemeinschaft nach dem Gottesdienst im Kirchencafé im Foyer.
Im Foyer gibt es einen Tisch, an dem beim Kaffee das Gottesdienst-Nachgespräch stattfinden kann.
Die Zeit vor und nach dem Gottesdienst hat einen hohen Stellenwert in der Ansprache an die Gemeindeglieder und neue Besucher:innen: Es gibt ein Begrüßungsteam, das vor und nach dem Gottesdienst Fragen beantworten kann oder an zuständige Personen weitervermittelt.
2. Gottesdienste an den anderen Standorten
Neben dem zentralen Gottesdienst am Sonntag-Vormittag in der Emmaus-Kirche werden andere Gottesdienst-Formate zu anderen Zeiten und an allen Orten gefeiert. Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.
Der GKR unterstützt die Verantwortlichen dabei, haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter:innen zu finden, die diese alternativen Gottesdienst-Formate am Wochenende und an den Abenden der Wochentage tatkräftig unterstützen.