Berichte
Die aktuelle Andacht
Liebe Leserinnen und Leser,
entgegen dem Zyklus des Kirchenjahres beschäftigt sich diese Ausgabe der Botin mit dem Thema Trauer – und bleibt gewissermaßen im Karfreitagsgefühl stehen. Karfreitag: ein Tag, an dem die Trauer im Scheinwerferlicht steht, unsere volle Aufmerksamkeit bekommt. Ein Tag, an dem eine Hoffnung stirbt und das Gefühl des Alleinseins noch stärker Raum einnimmt. Ja, der Karfreitag ist ummantelt von der elementarsten Wahrheit: Verlust, Tod und Trauer sind Teil unseres Lebens.
Ob wir dieser Wahrheit im Karfreitagsgottesdienst begegnen oder mitten in unserem eigenen Leben – die Trauer steht häufiger im Mittelpunkt, als uns bewusst ist oder als wir es möchten.
Zurzeit wird an manchen Orten unserer Gemeinde getrauert – weil Gottesdienste in einigen Kirchengebäuden nicht mehr oder nur noch anders gefeiert werden, weil vertraute Gegenstände verschwunden sind und die Sitzreihen sich zunehmend leeren. Es ist eine Trauer, die wir mit vielen anderen Kirchengemeinden in Deutschland teilen – eine Trauer, die sowohl Quelle als auch Folge eines tiefgreifenden Transformationsprozesses unserer Kirche ist.
Trauernden wird manchmal ihre Trauer abgesprochen oder eine innere Stoppuhr gesetzt. Aussagen wie: „Das ist doch schon so lange her – du solltest langsam wieder das Licht am Ende des Tunnels sehen.“ Oder: „Sei nicht immer so traurig, du wirst schon etwas Neues finden.“ Es scheint, als hätte die Trauer ein Mindesthaltbarkeitsdatum. Und mit dessen Ablauf, so die Erwartung, müsse es den Trauernden besser gehen – oder sie sollten zumindest ihre Trauer nicht mehr zeigen.
Vielleicht ist es an der Zeit, Trauer anzunehmen und anzuerkennen: Trauern ist wie ein Kleidungsstück, an dem man so lange festhält, wie man möchte – das man vielleicht zunächst aussortiert, dann doch behält oder auch so schnell wie möglich loswerden will, weil es beschädigt ist. Dann könnte Trauer aufhören, als Störung wahrgenommen zu werden – und stattdessen mit Ernsthaftigkeit und Würde ihren Platz bekommen.
Auch inmitten von Veränderung, Verlust und Abschied in unserer Gemeinde dürfen Trauer und Verlustängste ihren berechtigten Raum haben. Gleichzeitig braucht der Karfreitag den Ostersonntag – eine Antwort auf Leid und Abschied, die sich Zeit nimmt und Hoffnung schenkt.
Vielleicht lässt sich das Ostergeschehen mit den Worten des Lyrikers Rainer Maria Rilke umschreiben:
„Wenn ihr mich sucht, sucht mich in euren Herzen. Habe ich dort eine Bleibe gefunden, werde ich immer bei euch sein.“
Trotz Trauer, Angst und Verlust dürfen wir selbst entscheiden, was und wer in unseren Herzen bleibt. Und genau dann, wenn wir Erinnerungen, Erzählungen und Erlebnisse in unseren Herzen bewahren, kann das Trauern der Anfang einer hoffnungsvollen Geschichte werden. Wie etwa bei unserem neuen Gottesdienst, bei dem wir gemeinsam eine neue Gemeindegeschichte schreiben, neue Erinnerungen schaffen – und gemeinsam Gottesdienst feiern.
Ihre/Eure
Vikarin Rosita Opoku
Botin
Unseren Gemeindebrief online lesen und herunterladen.
Spenden
Hier können Sie für konkrete Projekte unserer Gemeinde spenden.
Den Verwendungszweck bitte immer angeben: z.B. Jugendarbeit Melanchthon oder Kirchenmusik Ölberg.
Für eine Spendenbescheinigung geben Sie bitte Ihre Anschrift auf der Überweisung an. Das kann auch über eine Nachricht (E-Mail) an das zentrale Gemeindebüro erfolgen.
Mehr Informationen finden Sie hier...
Kontoverbindung
Evangelische Kirchengemeinde Kreuzberg
IBAN: DE54 1005 0000 4955 1922 84
BIC: BELADEBEXXX